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Nofretete im Hellweg-Museum

13.04.2010 13:51
Replik der weltberühmten Büste der ägyptischen Königin ist vom 18. April bis 16. Mai in Unna zu sehen

Unna. Seit Oktober 2009 ist die 1912 bei Ausgrabungen entdeckte, weltberühmte Büste der ägyptischen Königin Nofretete aus dem 14. Jahrhundert v. Chr. im wieder eröffneten Neuen Museum in Berlin der große Publikumsmagnet. Auch in der Ausstellung „Das große Spiel. Archäologie und Politik“, die zurzeit im Ruhr Museum in Essen zu sehen ist, trifft man auf die Schönheit vom Nil. Hier wird die Kopie präsentiert, die 1914 für Kaiser Wilhelm II. angefertigt wurde.
Aber auch das Hellweg-Museum beherbergt eine bemerkenswerte Replik der Königinnenbüste.

Der aktuelle Medienrummel um Nofretete war für die Leiterinnen des Hellweg-Museums Unna Anlass, die im Museumsdepot aufbewahrte Kopie genauer in Augenschein zu nehmen. Die Recherchen führten zu einem überraschenden Ergebnis: Es handelt sich nicht um eine der zahllosen anonymen Nachbildungen, sondern um eine sehr frühe, qualitätvolle Replik, die vermutlich in den 1920er-, spätestens in den 1930er-Jahren entstanden ist.

Ausgangspunkt für die Nachforschungen war die Signatur „Gebrüder Micheli, Berlin“ am Sockel der farbig bemalten Gipsbüste. Die 1824 in Berlin gegründete Gipsgießerei der aus Italien eingewanderten Familie Micheli entwickelte sich im 19. Jahrhundert zur führenden Firma im Bereich der Herstellung von Büsten. Bis zum Ende der 1930er-Jahre ist die Werkstatt in Berlin nachweisbar. Teile der Bestände – Nachbildungen von berühmten antiken und zeitgenössischen Plastiken ebenso wie Porträtbüsten von Goethe, Bismarck und vielen anderen Persönlichkeiten – sind nach der Aufgabe der Firma von der Gipsformerei der Staatlichen Museen Berlin übernommen worden. Eine Replik der Nofretete aus der Werkstatt Micheli befindet sich dort jedoch nicht, so die Auskunft des Leiters der Gipsformerei Bertold Just.

Da vom Original nie ein Abguss hergestellt worden ist, beruhen sowohl die Repliken der Staatlichen Museen wie die von Micheli hergestellte(n) Nachbildung(en) auf freien Nachformungen durch einen Bildhauer. Erst seitdem die Büste im Jahr 2007 mit einem Streiflichtscanner abgetastet wurde, kann die Gipsformerei eine fast hundertprozentig exakte Replik anfertigen.

Anders als die für Kaiser Wilhelm II. gefertigte Replik, bei der das linke Auge ebenso wie andere Fehlstellen ergänzt wurden, lehnt sich die „Unnaer Nofretete“ eng an das Original an. Nach Einschätzung von Bertold Just sind Abweichungen bei Form und Bemalung festzustellen; der hohe kulturhistorische Wert stehe jedoch außer Frage.

Wie das Stück nach Unna gelangte, ist nicht bekannt. Die Büste befindet sich seit vielen Jahrzehnten im Bestand des Hellweg-Museums. Der Zeitpunkt des Eingangs ist nicht mehr rekonstruierbar; inventarisiert wurde die Replik erst im Jahr 1980 im Zuge der damaligen Neukonzeption. In der Jubiläumsausstellung zum 75-jährigen Bestehen des Museums im Jahr 2003 wurde die Büste in der Abteilung „Kurioses“ gezeigt.

Nun können sich Besucher noch einmal selber ein Bild machen: Vom 18. April bis zum Internationalen Museumstag am 16. Mai 2010 ist die „Unnaer Nofretete“ im Hellweg-Museum zu sehen. An diesem Tag findet auch ein Malwettbewerb statt, in dessen Mittelpunkt die ägyptische Königin steht.

Pressekontakt: Hellweg-Museum, Dr. Beate Olmer, Dr. Reinhild Stephan-Maaser, Tel.: 02303-256445
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