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Universitätsstadt Witten
Märkisches Museum: Drei Ausstellungen starten am 18. September

Universitätsstadt Witten

14.09.2010 12:38
Bis zum 5. Dezember ist Friedvolles, Entfesseltes und Schwarzes zu sehen

Witten. Gleich drei neuen Ausstellungen gibt das Team im Märkischen Museum der Stadt Witten zurzeit den letzten Schliff. Am kommenden Samstag, 18. September, sind dann alle Kunstinteressierten zur Vernissage in der Husemannstraße 12 eingeladen. Bürgermeisterin Sonja Leidemann wird die Besucher um 19 Uhr begrüßen. Dirk Steimann (Vorstand des Kulturforums Witten) Gesine Borcherdt (Kunstkritikerin, Berlin) und Dr. Hans-Jürgen Schwalm (Kunsthalle Recklinghausen) führen anschließend in die Ausstellungen ein. Rainer Maria Klaas begleitet den Abend am Piano.

Wie auch schon in den vorangegangenen Wechselausstellungen werden durch die Auswahl und Hängung Bezüge zur Sammlung des Märkischen Museums Witten deutlich. Einzelne Werke, die zurzeit nicht in der Schausammlung zu sehen sind, verdeutlichen Bezugspunkte zwischen der Sammlungstradition des Museums und der aktuellen Gegenwartskunst.

irene (Der Frieden) - Eine Ausstellung
Die Ausstellung "irene (Der Frieden)" von Kai Rheineck ist Teil des Ausstellungsprojekts Blickwechsel des Kultursekretariats Gütersloh, das in 42 Städten in NRW stattfindet. Ausgangspunkt ist die Eigenart der Städte, die Anregung sein kann und einen künstlerischen Kommentar oder Eingriff herausfordert.

Entstanden sind zahlreiche Interventionen im öffentlichen Raum.
Kai Rheineck aus Düsseldorf hat sich für seinen Beitrag den Garten des Märkischen Museums in Witten ausgesucht und nimmt Bezug auf die architektonische Situation eines wenig beachteten Randstückes. Er hat die im 17. Jahrhundert entstandene Sterbetafeln der alten Dionysiuskirche auf einem Lager- und Trafohaus angebracht. Auf diese wenig friedvolle und eigentlich absurde Situation reagiert Kai Rheineck mit der Umgestaltung des Umfeldes. Durch die Neugestaltung eines Teilstückes mittels Rasen sowie Parkbank schafft er einerseits eine angemessene Situation und schafft anderseits Aufmerksamkeit für das unbeachtete Ensemble, gleichzeitig verweist er ironisch auf den fragmentierten Charakter öffentlicher Räume. Diesen Umstand thematisiert Kai Rheineck zudem durch einen Bildessay im Grafischen Kabinett des Märkischen Museums, der in Witten entstand und reflektiert, inwieweit die Gestaltung öffentlicher und privater Räume, hauptsächlich Grünanlagen, die Fortführung industrieller Arbeit und fortlaufender Prozess einer ständigen Transformation ist.

SCHWARZ
Auf Einladung der Künstlerinnen Olivia Berkemeyer und Tatjana Doll versammelt die Ausstellung "SCHWARZ" 18 international tätige Gegenwartskünstler, die alle einer Generation angehören sowie in Berlin arbeiten und bringt sie unter dem Thema Schwarz zusammen. Die vertretenen Künstlerinnen und Künstler haben sich in ihren Werken, die teilweise extra für die Ausstellung entstanden, mit der Farbe Schwarz auseinandergesetzt. Einerseits bildet Schwarz also einen sprichwörtlichen Rahmen für die unterschiedlichen Gestaltungen und einen Kontrast zu den weithin üblichen weißen Ausstellungsräumen, andererseits aber thematisiert die Ausstellung damit eine unbunte Farbe, die durch die Abwesenheit bzw. Nichtreflektion von Licht entsteht, und damit dem Nicht-Sehen-können nahe kommt. Gerade die Auswahl des dunkelsten Bereiches der Farbpalette stellt für die Künstler einen großen Reiz dar. Die erschwerte Lesbarkeit einer Form auf einem Bild fordert das Interesse an den Möglichkeiten einer farblichen Gestaltung, die absorbiert und gleichzeitig etwas sichtbar und deutlich macht.

Die teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler sind: Heike Kati Barath, Olivia Berkemeyer, Armin Boehm, Tatjana Doll, Manuel Franke, Tine Furler, Axel Geis, Eberhard Havekost, Uwe Henneken, Gregor Hildebrandt, Andy Hope 1930, Leni Hoffmann, Alicja Kwade, Frank Nitsche, Anselm Reyle, Katja Strunz, Tim Trantenroth, Joep van Liefland.

Entfesselung der Form. Plastik und Skulptur des Informel
Die Ausstellung ist Teil eines gemeinsamen, umfassenden Projektes im Kulturhauptstadtjahr des Gustav-Lübcke-Museums Hamm, der Kunsthalle Recklinghausen und des Märkischen Museums Witten. Im Zentrum der Sammlung des Märkischen Museums Witten steht das deutsche Informel mit einem Schwerpunkt auf Malerei. Um die Schausammlung und die Diskussion um das Informel im Bereich der Plastik zu bereichern, konzentriert sich die Ausstellung auf vier Positionen im Bereich der Skulptur. Ernst Hermanns (1914-2000), Emil Cimiotti (*1927), Otto Herbert Hajek (1927-2005) und Friederich Werthmann (*1927) haben sich auf unterschiedliche Weise mit der Befreiung von der Form und der raumgreifenden Dynamik statischer Gebilde befasst.

Die Bezeichnung Informel wurde zunächst nur auf Malerei und Zeichnung bezogen; die Skulptur bis in die achtziger Jahre in der Regel ausgeklammert. Dabei zeigt die Ausstellung anhand von 24 Skulpturen und einer Reihe von Zeichnungen, wie die Bildhauer zu neuen Gestaltungsformen finden. Sie entwickeln eine gegenstandslose, gestisch geprägte Skulpturenauffassung, die in den Raum greift und ihn dynamisiert. Dabei spielen - neben gesellschaftlichen und ästhetischen Voraussetzungen - die Gestaltbildung aus dem Potenzial des Materials eine wesentliche Rolle. Die Präsentation von Bildhauerzeichnungen macht zudem deutlich, wie die freie gestische Gestaltung in die Dreidimensionalität der Plastik überführt wird, die zwischen Auflösung und Entstehen changiert, sich von ihrer materiellen Bindung befreit und zu neuen Raumgestaltungen führt.

Foto:Arbeit von Friederich Werthmann, Struktur Remanit von 1959. Das Foto ist von Maren Heyne.
(14/09/10 - tm/lk)
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