Passend: Urlaub in Moritzburg

Einzigartiges Leder
Restaurierungsprojekt auf Schloss Moritzburg

26.02.2007 13:55
in Kooperation Schloss Moritzburg, Forschungsinstitut FILK in Freiberg und Denkmalpflege Sachsen Gefördert von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) Internationales Interesse an den erwarteten Ergebnissen SBG-Direktor Striefler: neues Beispiel für die Innovationsfähigkeit von Schlösserland Sachsen

Das DBU – geförderte Projekt Restaurierungsleder

Für die Konservierung und Restaurierung des überaus reichen Bestandes an Goldledertapeten des frühen 18. Jahrhunderts im Schloss Moritzburg, aber auch für die Erhaltung anderer historischer Lederobjekte, werden Ergänzungsmaterialien benötigt, die neben übereinstimmenden physikalischen und hygrischen Eigenschaften auch eine dem Originalmaterial gleichende hohe Alterungsstabilität aufweisen. Gerade diese für die Kunstguterhaltung unverzichtbare Grundvoraussetzung spielt in der heutigen industriell geprägten Lederherstellung keinerlei Rolle. Weltweit wird zwar eine große Anzahl von Produkten als „Restaurierungsleder“ angeboten, doch konnte bei umfangreichen Untersuchungsprogrammen in verschiedenen europäischen Ländern keines die entsprechenden Qualitätskriterien erfüllen. In mehreren EU –Projekten wurden die Auswirkungen der einzelnen Materialparameter auf die Geschwindigkeit des Lederzerfalls zwar untersucht, bislang jedoch noch keine Herstellungstechnologien für geeignete Produkte entwickelt.
Diesem Thema widmet sich seit Beginn des Jahres 2006 ein von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) gefördertes Projekt unter Beteiligung des Schlossbetriebes Moritzburg, des Forschungsinstitutes für Leder und Kunststoffbahnen gGmbH (FILK) in Freiberg/Sa. und des Landesamtes für Denkmalpflege Sachen. Ziel dieses auf zwei Jahre angelegten Projektes ist es, auch unter den heutigen betriebswirtschaftlichen Rahmenbedingungen jederzeit reproduzierbare Technologien zur Herstellung für Restaurierungszwecke tatsächlich geeigneten vegetabil gegerbten Kalbs – und Ziegenleders zu entwickeln und später in eine analysetechnisch überwachte Produktion zu überführen. Die Rückbesinnung auf traditionelle Verfahren und Rohstoffe der Lederherstellung führt dabei durch den Verzicht auf die heute üblichen Mineralsäuren und Metallsalze gleichzeitig zu einer deutlich abnehmenden Umweltbelastung im Herstellungsprozess und zu einem schadstoffminimierten Endprodukt. Da Häute aus industrieller Massentierhaltung für alterungsbeständige Leder ungeeignet sind, soll in der Folge eine Absatz – und Verarbeitungskette für Rohware aus ökologischer Tierzucht geschaffen werden. Zurzeit werden die ersten im Rahmen dieses Projektes hergestellten Versuchsleder eingehenden Tests hinsichtlich ihrer Verarbeitungseigenschaften für Restaurierungszwecke unterzogen sowie auf ihre Materialverträglichkeit mit den historischen Blattsilber - , Lack-, und Farbschichten untersucht. Auftretende Probleme werden analysiert, ihre Ursachen erforscht und durch die Optimierung des Herstellungsprozesses behoben. Nach dieser Vorauswahl sollen die am besten geeignet erscheinenden Leder durch umfangreiche materialtechnische Untersuchungen und Alterungstests auf die Einhaltung der verschiedenen Qualitätskriterien geprüft und die gewonnenen Erkenntnisse der internationalen Fachwelt vorgestellt werden.

Gegenwärtig werden die ersten hergestellten Ledermuster des Forschungsinstitutes für Leder- und Kunststoffbahnen gGmbH (FILK) in Freiberg/Sa. hinsichtlich ihrer Verwendbarkeit für Restaurierungszwecke durch die beiden Restauratoren Gabriele Hilsky und Andreas Schulze getestet. Dies umfasst auch Versuche zur Materialverträglichkeit mit den historischen Blattsilber-, Lack- und Farbschichten. Die gewonnenen Erkenntnisse fließen in die weitere Optimierung des Herstellungsprozesses in Freiberg ein. Die am besten geeignet erscheinenden Leder müssen danach umfangreiche materialtechnische Untersuchungen und Alterungstests durchlaufen bevor sie, nach bestätigter Eignungsqualität, bei Proberestaurierungen eingesetzt werden können.

Parallel dazu laufen im Schloss Moritzburg derzeit Untersuchungen und Proberestaurierungen an originalen Ledertapeten mit den geprägten Motiven der Kurfürstenzimmer und der Moritzgalerie unter der Zielstellung, für diese Tapeten bis Ende des Jahres 2007 eine Restaurierungskonzeption zu entwickeln.
Die Restaurierung dieser Wandbespannungen ist ein Bestandteil einer der nächsten Sanierungs- und Restaurierungsmaßnahmen in drei Räumen der Dauerausstellung von Schloss Moritzburg. Dabei soll ein Museumsraum, welcher derzeit eine textile Wandbespannung besitzt, wieder mit Ledertapeten ausgestattet werden. Die dafür vorgesehenen Ledertapeten sind momentan auf drei verschiedene Räume im Schloss verteilt. Nach Abnahme und Restaurierung könnten sie in o. g. Raum wieder zusammengeführt werden. Die Erstellung der Restaurierungskonzepte mit der praktischen Umsetzung der gewonnenen Erkenntnisse an zwei Probeachsen ist Bestandteil des DBU - Projektes. Die neu entwickelten Restaurierungsleder, welche die hohen Qualitätskriterien einhalten, werden bei der Proberestaurierung zum Einsatz kommen.

Der Direktor der Staatlichen Schlösser, Burgen und Gärten Christian Striefler ist stolz: „Dieses Projekt zeigt erneut das Ausmaß an Innovationsfähigkeit und Engagement, die die Grundlage für die erfolgreiche Arbeit unseres Schlösserlandes Sachsen darstellen!“

Weitere Informationen über dieses Projekt:

Dipl. Rest. Gabriele Hilsky schloss.moritzburg@lff.smf.sachsen.de Dipl. Rest. Andreas Schulze LfD andreas.schulze@smi.sachsen.de Dr. Meyer FILK Freiberg michael.meyer@filkfreiberg.de

Bildmaterial ( CD: 20 MB ) kann bei Frau Hilsky angefordert werden. Es demonstriert den Zweck des neuen Leders in hervorragender Weise!

Quelle: schloesserland-sachsen.de