Märkischer Kreis:
Buchjuwelen aus Altena auf Schloss Cappenberg

10.11.2008 10:11
Buchjuwelen aus dem Bestand der Landeskundlichen Bibliothek des Märkischen Kreises sind zurzeit auf Schloss Cappenberg in Selm (Kreis Unna) zu sehen. Die Universitäts- und Landesbibliothek der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster zeigt dort noch bis zum 15. Februar 2009 rund einhundert bibliophile Kostbarkeiten vom 16. bis 18. Jahrhundert.
Zu den 15. ausgewählten westfälischen Buchsammlungen gehört die Landeskundliche Bibliothek des Märkischen Kreises. Als herausragendes Beispiel für die Pracht der Adelsbibliotheken werden Bücher aus der Sammlung von Mellin präsentiert, die 1914 in den Besitz der Altenaer Bibliothek gelangten. Die Familie Mellin war eine wohlhabende Erbsälzer (= Salzsiederfamilie) aus Werl und wurde 1708 von Kaiser Joseph I. geadelt. Detmar Joseph von Mellin erwarb 1743 das Rittergut Füchten und legte als begeisteter Sammler
"geschichtlicher Nachrichten" das Fundament für die Mellin sche Bibliothek. Der Bestand umfasst etwa 2.100 Bände vom 16. bis zum frühen 20. Jahrhundert, die vor allem in lateinischer und deutscher, aber auch in französischer Sprache verfasst sind.
Ein Jahr Arbeit investierten Fachleute der Universitäts- und Landesbibliothek Münster, um den märkischen Buchschatz zu katalogisieren und auszuwerten. "Der Aufwand hat sich gelohnt", stellt Dr. Christiane Todrowski, Kreisarchivarin und Leiterin der Landeskundlichen Bibliothek, begeistert fest. Mit Unterstützung von Reinhard Feldmann, Direktor der Abteilung "Historische Bestände in Westfalen", wählte sie Bücher für die Cappenberger Ausstellung aus. Ein spektakuläres Beispiel ist der Bericht einer "Reise um die
Welt in den Jahren 1803, 1804, 1805 und 1806: auf Befehl Seiner Kaiserllichen Majestät Alexanders des Ersten auf den Schiffen Nadeshda und Newa unter dem Commando des Capitäns von der Kaiserllichen Marine A. J. von Krusenstern. Mit illuminierten und schwarzen Kupfern. Zweite, mit Bewilligung des Verfassers veranstaltele, wörtlich nach dem Original gedruckte", und 1811 in Berlin erschienene Ausgabe.
Die wissenschaftliche Bedeutung des Reiseberichts, der 1810 in russisch erschien und schon im selben Jahr in deutscher Sprache in St. Petersberg gedruckt wurde, ist nicht zu überschätzen. Er reicht von naturkundlichen Beobachtungen bis hin zu sprachkundlichen Quellen der Einwohner der angelaufenen Länder, wie z.B. der als Urweinwohner Japans bekannten "Aino auf der Insel Jessu." Noch im Jahr 1997 nimmt das fundamentale Werk eines Bochumer Japanologen Bezug auf diese Quellen. Die Romantik der Reise klingt nach in
einem Musical, das seit Beginn der 1980er Jahre bis in unsere Tage ununterbrochen in Moskau läuft ("Junona i Avos"). Der Name lebt auch fort in einem ehemaligen Schwesternschiff der in den fünfziger Jahren untergegangenen "Pamir", die heute als Segelschuslschiff "Krusenstern" unter russischer Flagge segelt.
"Der weltweit gewürdigte Wert des schriftlichen Ertrags der Reise zeigt sich heute darin, dass diese Bände von den besitzenden Bibliotheken allgemein zugänglich gemacht und ins Netz gestellt werden", begründet Reinhard Feldmann die Auswahl. Ebendies war auch der Grund, warum die Kreisbibliothekarin den international renommierten Spezialisten zur Hilfe heranzog: "Mir war klar, dass die Sammlung Mellin etwas ganz Besonderes ist. Deshalb bin ich überglücklich, dass unser Buchschatz nun auch online in Altena
nachgewiesen werden kann." (http://www.ulb.uni-muenster.de/hbw/bibliotheken/altena-mellin/)