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Stadt Braunschweig
Sieben Lichtkunstwerke entlang der Oker

19.03.2010 13:28
Lichtparcours vom 19. Juni bis 30. September: Leuchtende Gegenwartskunst im öffentlichen Raum

Braunschweig. Dank Unterstützung großzügiger Sponsoren und Förderer steht die Stadt vom 19. Juni bis 30. September erneut im Zeichen leuchtender Gegenwartskunst. „Ich freue mich, dass in diesem Jahr wieder ein Lichtparcours im öffentlichen Raum stattfinden wird“, so Kulturdezernent Wolfgang Laczny. Entlang der Oker werden eigens auf den Ort bezogene Lichtkunstwerke von sieben zeitgenössischen Künstlern zu erleben sein. Damit wird die sommerliche Atmosphäre der Stadt mit ihrer Okerumflut, den historischen Brücken und angrenzenden Gärten durch sinnliche Begegnungen mit Gegenwartskunst bereichert, die den Blick auch auf die sonst so selbstverständliche Umgebung lenkt. „Ich bin sicher, dies wird erneut ein beeindruckendes Kunsterlebnis“, sagte Laczny.

Fast alle teilnehmenden Künstler zeigen ihre temporären, technisch und visuell beeindruckenden Lichtinstallationen zum ersten Mal: Thomas Bartels, Rainer Gottemeier, Jeppe Hein, Jan Köchermann, Susanne Rottenbacher, Christiane Stegat und Arend Zwicker lassen durch das Zusammenspiel von Licht, Farbe, Bewegung und Ort poetische Welten an der Grenze zwischen Natur und Technik entstehen. Ergänzt wird der Lichtparcours von den beiden Brückeninstallationen „Bogen der Erinnerung“ von Fabrizio Plessi und „Evokation in Rot“ von Yvonne Goulbier, die seit 2008 dauerhaft angelegt sind.

Die Realisierung des Projektes ist entscheidend mit dem finanziellen Engagement von Braunschweiger Wirtschaftsunternehmen und Stiftungen verbunden. „Besonders in Zeiten finanzieller Engpässe sind wir dankbar für diese Unterstützung und das in uns und diesen Standort gesetzte Vertrauen“, so Laczny weiter. „Die beteiligten Unternehmen nehmen Verantwortung wahr für die Kultur in unserer Stadt. Das wissen wir zu schätzen.“ Mit der Unterstützung des Lichtparcours 2010 durch Sponsoren und Förderer werde Braunschweig an den überregionalen Erfolg der beiden Vorgängerprojekte 2000 und 2004 anknüpfen können und wieder Anziehungspunkt für Kunstliebhaber und Neugierige aus ganz Deutschland sein.

Den Hauptsponsoren Volkswagen Financial Services AG, BS|ENERGY und ASSMANN BERATEN + PLANEN GmBH; den Förderern Stiftung NORD/LB Öffentliche, Bürgerstiftung Braunschweig und Sparda-Bank Hannover-Stiftung, den Co-Sponsoren CREDIT SUISSE (Deutschland) AG und ADAC Niedersachsen/Sachsen Anhalt e.V. sowie den Projektpartnern Hofbrauhaus Wolters GmbH, ROCKSERVICE, der SE|BS Stadtentwässerung Braunschweig GmbH, der BELLIS-GmbH und der sign point GmbH sei die Stadt zu großem Dank verpflichtet, sagte Dr. Anja Hesse, Fachbereichsleiterin Kultur.

Um den Lichtparcours 2010 weitreichend sichtbar zu machen, sind umfangreiche Präsentationen via Internetauftritt unter www.braunschweig.de/lichtparcours erfolgt sowie umfangreiche Werbemaßnahmen im Stadtgebiet und der Region auf Großflächen, Citylightboards, Ganzsäulen, individuelle auf das fördernde Unternehmen ausgerichtete Werbeflächen („Roll ups“ und Lichtkuben geplant.

Ein spannendes Begleitprogramm wird während des Lichtparcours angeboten: Touren zu Fuß, mit dem Fahrrad, auf dem Segway (Selbstbalanceroller) oder per Boot machen den Lichtparcours auf unterschiedlichste Weise individuell erlebbar. Darüber hinaus wird mit den Schulen in Braunschweig und der Region sowie mit Einrichtungen, die sich außerschulischen Angeboten für Kinder widmen, ein kreatives Kunstvermittlungskonzept für Kinder und jung gebliebene Erwachsene erarbeitet.

Mit dem Lichtparcours 2010 biete Braunschweig eine einzigartige Verschmelzung von Kunst und Natur im öffentlichen Raum, so Laczny. „Die ortsbezogene Gestaltung der Werke und die spezielle Topographie des Okerbereiches machen die Stadt für dreieinhalb Monate zu einem Begegnungsraum neuer Erfahrungen und Wiederentdeckungen. Das Erlebnis von zeitgenössischer Kunst und der Besonderheiten Braunschweigs wird damit auf beeindruckende Weise geschärft.“

Die Kunstwerke des Braunschweiger Lichtparcours 2010

1. „1000 Blumen“ von Thomas Bartels (geb. 1960 in Göttingen, lebt und arbeitet in Braunschweig)

Die Installation „1000 Blumen“ besteht aus drei modifizierten Betonmischmaschinen. Unter der Wasseroberfläche verborgene Schwimmkörper lassen sie scheinbar schwerelos auf dem Wasser schweben. In ihren Trommeln sind lichtstarke Scheinwerfer montiert, außerdem Spiegel, ein Linsensystem und eine Handvoll farbiger Glasstücke in einem transparenten Behälter. Bei einbrechender Dunkelheit beginnen die Trommeln sich zu drehen. Die Scheinwerfer leuchten auf, Glasstücke werden durcheinander gemischt. Spiegel brechen dieses Bild in vielfältige Facetten, Linsen projizieren es auf die umstehenden Bäume. Es scheint, als erblühten an den Ufern der Oker zahllose Blumen. Das Prinzip des Kaleidoskops wird umgedreht: Die Trommeln, deren ursprüngliche Aufgabe es war, aus Sand und Kies Zement – also etwas Solides – zu mischen, lassen hier bunte Scherben durcheinanderpurzeln und erschaffen etwas Luftiges. (Finanziert von BS|ENERGY)

2. „Braunschweiger Gipfel“ von Rainer Gottemeier (geb. 1949 in Berlin, lebt und arbeitet in Potsdam)

Die Lichtinstallation „Braunschweiger Gipfel“ visualisiert die Braunschweiger Stadtkarte im Wasserspiegel des Portikusteiches. Weiße Kugelfender und blitzende Signallichter markieren Straßenkreuzungen und Wegegabelungen. Pulsierende Neonstabbojen bezeichnen die Lage der Okerumflutbrücken. Seerosenähnliche Leuchttonnen verkörpern die Lage spezieller Architekturen in der Stadt. Die Kirchenbauten sind mit leuchtenden Kreuzen gekennzeichnet. Die einzelnen Punkte sind als „Gipfel“, die Strecken dazwischen als „Wege“ zu verstehen. Am Portikus wird Wilhelm Raabes Ausspruch „Sieh nach den Sternen, gib Acht auf die Gassen!“ als Leuchtschrift installiert. Die Stadtlandschaft Braunschweig wird buchstäblich in ein neues Licht gerückt. (Finanziert von der Stadt Braunschweig und unterstützt von dem Projektpartner Rockservice)

3. „Appearing Rooms“ von Jeppe Hein (geb. 1974 in Kopenhagen, lebt und arbeitet in Kopenhagen und Berlin)

„Appearing Rooms“ ist ein programmierter Wasserpavillon, dessen labyrinthische Struktur aus vier äußeren Wasserwänden besteht. Im Inneren sind sie durch vier weitere Wasserwände in mehrere kleinere Räume unterteilt. Die individuellen Wasserwände steigen und fallen, öffnen und schließen sich in einem Intervall von zehn Sekunden, unterschiedliche Konfigurationen des Raumes beschreibend, bevor sie erneut Form und Erscheinungsbild verändern. Besucher können den Wasserpavillon betreten und sich innerhalb der Struktur von Raum zu Raum bewegen. Dabei finden sie sich in immer wieder neuen Innenräumen, aber auch plötzlich außerhalb des Wasserpavillons wieder, ohne diesen Prozess selbst kontrollieren zu können. Im Bürgerpark platziert, lädt der Wasserpavillon Passanten zu einem erfrischenden Spektakel ein. (Finanziert durch Volkswagen Financial Services AG)

4. „Siedlungen“ von Jan Köchermann (geb. 1967 in Lüdenscheid, lebt und arbeitet in Hamburg)

Angenommen, man könnte Dingen die Schwerkraft entziehen, sind futuristische Stadtlandschaften am Himmel denkbar. „Siedlungen“ sind große, mit Häuserfassaden bedruckte Lampions, die unter einem Baum und einer Brücke hängen bzw. als Rohbau über dem Wasser schweben. Scheinbar von Sonnenlicht durchflutet, werfen diese Lichtskulpturen ihren Schein im Dunklen auf die Umgebung, während sie sich langsam im Wind bewegen. Sie bestehen aus Metallgerüsten, bezogen mit einer reißfesten PVC-Folie. Im Inneren der Lampions sind Neonleuchten montiert. Die Fassaden sind von Sozialbauten und Siedlungen rings um Braunschweig inspiriert. (Gefördert durch Sparda-Bank Hannover-Stiftung)

5. „farbring 450 D“ von Susanne Rottenbacher (geb. 1969 in Göttingen, lebt und arbeitet in Berlin)

Die Farbe eines Gegenstandes ändert sich mit dem Licht, denn Helligkeit beeinflusst die Wahrnehmung. Die Skulptur „farbring 450d“, platziert auf einer Grünfläche an der Oker, veranschaulicht diesen Vorgang auf neue Weise: Ein transparenter Farbreifen, versehen mit pinkfarbenen Leuchtdioden, lässt das Licht je nach Helligkeit der Umgebung unterschiedlich in Erscheinung treten. Am Tage ist es kaum zu sehen, nachts funkeln zahllose pinkfarbene Lichter, die sich im Acrylglas des Ringes hundertfach spiegeln. Der Korpus des Ringes wird zum bühnenhaften Raum, der mit der Wahrnehmung spielt (Finanziert durch den ADAC Niedersachsen/Sachsen Anhalt e.V.)

6. „Spawn“ von Christiane Stegat (geb. 1963 in Münster, lebt und arbeitet in Köln)

„Spawn“ besteht aus einer haufenförmigen Anordnung von Lichterketten, die am Ufer platziert sind. Die biomorphe Form der Lichtkugeln erinnert auf den ersten Blick an ein Gelege, Laich oder Schaum. Bei näherem Hinsehen tritt jedoch die Banalität der einzelnen Module in Erscheinung: Die Kugeln sind industriell gefertigte, von innen beleuchtete Massenartikel. Tagsüber kaltweiß, glatt und nutzlos, werden sie nachts zu warmen Leuchtkörpern. Die Künstlichkeit der Module verhindert allerdings die ungebrochene Simulation eines „natürlichen” – im Sinne von „biologischen“ – Phänomens. (Gefördert durch die Bürgerstiftung Braunschweig)

7. „8,33%“ von Arend Zwicker (geb. 1958 in Karl-Marx-Stadt, lebt und arbeitet in Dresden)

Eis ragt in Süßwasser zu 8,33 Prozent heraus. Ebenso wie das im Kiryat Tivon Teich schwimmende Licht-Spiegelobjekt (ca. 10 mal 7 mal 6 Meter), das wie eine Mischung aus Eisberg und Bergkristall aussieht. Montiert auf einem Ponton-Modulsystem und mitten im See schwimmend verankert, dreht es sich im Wind langsam um die eigene Achse. Vier Flutlicht-Scheinwerfer setzen das Objekt abends verdeckt vom Ufer aus in Szene. Durch die sich sanft bewegenden Spiegelflächen ergeben sich unerwartete Reflexionen im Naturraum. Am Tage strahlt und blitzt die Installation weithin sichtbar gleißend in der Sonne und spiegelt sich im See. (Gefördert durch die Stiftung NORD/LB- ÖFFENTLICHE)

Dauerhaft installierte Lichtkunstobjekte

8. „Evokation in Rot“ (Dauerinstallation) von Yvonne Goulbier, geb. 1953 in Kaiserslautern, lebt und arbeitet in Hannover

Die Installation „Evokation in Rot“ von Yvonne Goulbier an der Jasperallee-Brücke, von der Stadt Braunschweig im Jahr 2006 beauftragt und im Jahr 2008 der Öffentlichkeit übergeben, bildete das Startprojekt der Stadt für eine Serie neuer Brücken-Illuminationen – künstlerische Interventionen, die anders als der temporär angelegte Lichtparcours dauerhaft bleiben. „Evokation in Rot“ ist eine zweiteilige Arbeit. Zum einen wird die Brückendurchfahrt durch 150 blütenförmige rote LED-Leuchten in eine magische Lichtzone verwandelt. Durch die zart-gelbe Beleuchtung der Brücken-Balustrade entsteht ein Übergang zur Straßensituation. Der zweite Teil der Arbeit, ein am rückwärtigen Gesims des Staatstheaters wandernder Lichtpunkt, symbolisiert das Fließen des Verkehrs über den Fluss, und ist gleichsam als Willkommensgruß und „Verfolger-Scheinwerfer“ des Staatstheaters zu begreifen. Bereits beim Lichtparcours 2000 hatte Yvonne Goulbier mit ihrer Installation „Rosen ohne Dornen“ an der Rosental-Brücke einen Höhepunkt des Parcours gestaltet.

9. „Bogen der Erinnerung“ (Dauerinstallation) von Fabrizio Plessi, geb. 1940 in Reggio nell‘Emilia, lebt und arbeitet in Venedig

Der „Bogen der Erinnerung“ von Fabrizio Plessi ist im Rahmen des Lichtparcours 2000 mit Unterstützung der NORD/LB entstanden. Im Jahr 2008 wurde er reaktiviert. Die Videoinstallation befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Hauptverwaltungsgebäude der heutigen Braunschweigischen Landessparkasse. Plessi, der im gleichen Jahr den Kunstpreis der NORD/LB erhielt, rekonstruierte damit eine nicht mehr existierende Brücke aus dem Jahr 1844 am Alten Bahnhof, die die Innenstadt mit dem Kopfbahnhof verband. Bei der Version 2008 wurden zwei blaue LED-Lichtlinien im Inneren des Brückenkorpus‘ installiert. In Hightech-Ästhetik spannt sich ein Lichtbogen über den Fluss, der sich im Wasser spiegelt – Natur und Technik sowie die Geschichte der Stadt werden reflektiert. Plessis „Bogen der Erinnerung“ ist mit Yvonne Goulbiers Installation „Evokation in Rot“ an der Jasperallee-Brücke die zweite Oker-Querung, die mit einer dauerhaften Lichtinstallation versehen ist.
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