In der Krise das Richtige tun
Was uns die Tartessos von Cancho Roano lehren können

05.11.2009 15:20
In Wirtschaftskrisen sollte man weniger Handel treiben und dafür mehr Landwirtschaft. Das kann man von den Tartessos lernen, die vor Tausenden von Jahren in der Extremadura gelebt haben. In Cancho Roano haben sie der Nachwelt eine ganze Stadt und wichtige Erkenntnisse über das richtige Handeln in Krisenzeiten hinterlassen.
Cancho Roana verdankt seine Existenz einer schweren Wirtschaftskrise. Diese liegt gut 2500 Jahre zurück und trug sich im Mittelmeerraum zu. Etwa ab dem Jahr 1000 vor Christus breitete sich im Süden der iberischen Halbinsel das Reich der Tartessos aus. Die Hauptstadt des Reiches am Guadalquivir muss unermesslich schön und herrschaftlich gewesen sein, berichtet der griechische Geschichtsschreiber Herodot. Dem berühmtesten König des Stammes, Arganthonois, fehlte es an nichts, so dass er 100 Jahre lang regieren konnte. Der Legende nach wusste der sagenhafte Arganthonius oft nicht wohin mit seine Reichtümern und schenkte daher befreundeten Stämmen ganze Stadtbefestigungen.

Ihren Reichtum verdankten die Tartessos dem Handel mit den Völkern des Mittelmeerraums. Die Händler kamen aus Ägypten und von der Insel Zypern, aus Karthago und Sizilien auf dem Seeweg zum Guadalquivir. Diese Tartessos verkauften in großen Mengen Erze aus den Minen der iberischen Halbinsel, über deren südlichen Teil sie herrschten. Irgendwann muss eine Krise den Handel mit Erzen erschüttert haben. Die Gründe hierfür liegen jedoch im Dunkeln. Sicher ist, dass die Tartessos sich innerhalb weniger Jahrzehnte vom Süden in Richtung Norden bewegten. Von nun an widmeten sie sich vor allem der Landwirtschaft. Inmitten ihres nun verschobenen Reiches errichteten sie eine neue Stadt als Verwaltungszentrum: Cancho Roano.

Cancho Roano liegt ganz in der Nähe des kleinen Ortes Zalamea de la Serena. Zalamea erreicht man am leichtesten von Zafra aus. Von dort fährt man eine knappe Stunde zu den Ausgrabungsstätten. Cancho Roano, erfährt man dort, diente nicht nur der Kontrolle der umliegenden landwirtschaftlichen Betriebe, sondern auch als Opferstätte. Die Forscher vermuten, dass eine Person aus dem hohen Adel Cancho Roano wie ein Priester führte. Darauf deuten die religiösen Gebrauchsgegenstände hin, die gefunden wurden. Die Archäologen haben auch herausgefunden, dass auch dort das Leben der Tartessos nicht ohne Krisen verlief. Das lässt sich daran erkennen, dass die Stadt mehrmals neu aufgebaut worden ist. Denn Cancho Roano besteht eigentlich aus drei verschiedenen Städten. Die zweite wurde über der ersten und die dritte über der zweiten errichtet.

Seit 1978 dauern die Ausgrabungen nun an. Durch die Funde erhellen sich die Entstehungsgeschichte des Ortes und seine Entwicklung mehr und mehr. Die Funde von Amphoren zur Aufbewahrung von Wein, Honig und Getreide bestätigen die Vermutung, dass die Tartessos sich hier vor allem von der Erzeugung landwirtschaftlicher Produkte lebten. Andererseits fand man auch Bernstein und Elfenbein. Diese Stücke verraten, dass der Handel trotz allem weiterging. Seit kurzem informiert ein Informationszentrum über die spannende Kultur der Tartessos. Dort können Besucher auch lernen, wie Archäologen allein aus der Anlage einer Stadt Krisenphasen oder Zeiten des Reichtums ablesen können. Die Informationen sind so aufbereitet, dass sie auch ohne Hintergrundwissen leicht verstanden werden können. Das Herzstück der Ausgrabungen bilden die Funde an Schmuck, Küchengeschirr und in Glasscheiben geritzte Bildnisse.

Das bekannteste Objekt aus Cancho Roano bewahrt das Archäologische Museum in Badajoz auf: ein 22 Zentimeter großes Bronzepferd, das so fein gearbeitet ist, dass man sein biblisches Alter schnell vergisst.
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