Riesenrad läuft nicht nur in Berlin nicht rund – Wowereit träumt weiter
Wowereit träumt weiter

01.09.2009 17:46
London hat’s, Singapur hat’s, Berlin nur noch ein vages vielleicht – Peking steht auf weichen Füßen und Orlando – mal schauen!
Das ist die derzeitige Situation der weltweit von den städtischen Touristikern so heiß erwarteten Neuheit.

Wie die „BZ“ als größte Berliner Zeitung berichtete und aus Frankfurter Bankkreisen erfuhr, ist die Finanzierung der Riesenräder in Berlin und Orlando derzeit höchst fraglich.
War zum Anfang noch von einem 185 Meter hohen Aussichtsrad am Bahnhof Zoo auf dem ehemaligen Platz des Futterhauses „geträumt“ worden und ein riesiger Event- und Eingangsbereich geplant, so hat sich das alles schnell relativiert. Nun ist „nur“ noch von 175 Metern die Rede und der groß angekündigte Eventbereich wird auch immer kleiner.

Geradezu euphorisch hatten die Planer und Betreiber von einem Start im Jahre 2009 – also in diesem Jahr – berichtet, aber sie mussten diesen immer weiter nach hinten verschieben. Heute denkt man sehr vorsichtig an einen Start im Jahre 2012.

In die bauvorbereitenden Maßnahmen wurden bis jetzt, so die BZ, rund 50 Millionen Euro gepumpt (im wahrsten Sinne des Wortes), denn das Geld stammt von deutschen Anlegern des Riesenrad-Fonds „Global View“. Weitere 70 Millionen Euro sollten über Bankenkredite finanziert werden.

„Sollten“, denn verschiedene Banken haben aufgrund der weltweiten Wirtschaftskrise ihre aus dem Jahr 2008 stammenden Zusagen wieder zurückgezogen. Ihnen war wahrscheinlich die Luft in den geplanten 175 Metern Höhe zu dünn oder die 36 Gondeln mit jeweils 40 Sitzplätzen zu „wackelig“. Die Manager der Privatbank Delbrück Bethmann Maffei (DBM), die den Riesenradfond erfand und verkaufte, suchen fieberhaft nach neuen Geldquellen – bisher nur ohne Erfolg!

Sollten diese Versuche scheitern, so könne das Berlin Wheel erstens nicht gebaut werden und die Anleger hätten im wahrsten Sinne des Wortes kein Luftschloss, aber ein Riesenrad in den Sand gesetzt. Drastisch sah man diese Situation im Rahmen einer tumultartigen Anlegerversammlung, wo die Anleger dem Management der Bank vorwarfen, sie setzten das Geld der Anleger in den „märkischen Sand“ und verlangten umfassende Aufklärung über die Zukunft des Berliner Riesenrades „Berlin Wheel“, so hat die BZ erfahren.

Da auf der Baustelle auch noch Asbest gefunden wurde und deshalb das Bezirksamt vorerst keine Baugenehmigung erteilt, schiebt sich zumindest der Bau und damit auch der Start wieder weiter nach hinten – ganz abgesehen von der Frage der neuen Geldgeber und der Frage, wie lange die Anleger das „Drama“ noch mitmachen.

In den Riesenrad-Fond „Global View“ haben, so die BZ, rund 10.000 deutsche Anleger in den Jahren 2006 und 2007 insgesamt 208 Millionen Euro eingezahlt.
Neben dem Berliner Rad sollte mit dem Geld auch das Rad in Peking und eins in Orlando, Florida, gebaut werden.
In Peking soll angeblich die Finanzierung und auch das Fundament stehen, das Projekt in Orlando aber ist vorerst ausgesetzt.

Dass solch ein Riesenrad eine neue Attraktion in Berlin wäre und diese vor allem in dem Bereich Zoo, Charlottenburg auch positive Auswirkungen auf die umliegenden Geschäfte hätte, ist keine Frage. Die Frage, die sich heute stellt: kommt es oder kommt es nicht?

Neben dem Hickhack um das ICC, den Flughafen Tempelhof, dem immer teurer werdenden neuen Flughafen Schönefeld und einer Messegesellschaft, die jetzt auch noch ein Hotel bauen will – wieder ein Fall mehr in dem nicht nur touristischen Berlin. So langsam sollte der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit nicht mehr von einer Kanzlerschaft träumen sondern zeigen, dass ihn Berlin noch interessiert. Vielleicht sollte er mal das Heft in die Hand nehmen, auf den Boden der Tatsachen zurückkommen und seinen ominösen „runden Tisch Tourismus“, von dem keiner so richtig weiss, wer am Tisch sitzt und was die da eigentlich machen, aktivieren und sich „kümmern“ und aktiv werden.

Da dies keine Party-Termine mit Lächeln in die Kamera und mit Stars und Sternchen, sondern harte Arbeitssitzungen sind und bei denen auch kein befreundeter Friseur helfen kann, glaubt die Mehrzahl der Berliner Bürger nicht an einen Eingriff geschweige denn an ein Interesse des „Landesvaters“, dessen ureigenstes Interesse ja das Wohl seiner Stadt sein sollte.