Lutherstadt
Auf Luthers Spuren in und um Wittenberg

19.01.2022 10:47
Wenn man an den berühmten Reformatoren Martin Luther denkt, kommt einem als erstes wohl die Stadt Wittenberg in den Sinn. Mehr als 40 Jahre seines Lebens und seines Schaffens verbrachte Luther dort. Vor mehr als 500 Jahren, im Oktober 1517 brachte Luther seine Thesen an der Türe der Schlosskirche zu Wittenberg an. Und seit sich die Kunde über diese Thesen im mittelalterlichen Europa verbreitete wie ein Lauffeuer, ist die Stadt in Sachsen-Anhalt in aller Munde.

Doch noch bevor Luther im Alter von 28 Jahren nach Wittenberg zog, um sein Doktorat in der Theologie abzulegen, verbrachte er unter anderem ein Jahr in Magdeburg, wohin er später noch einmal zurückkehren sollte. Magdeburg ist heute eine gute Reisedestination für alle, die sich für Romanik und Gotik interessieren. Geschichtliche Hintergründe lassen sich zudem in der Magdeburger Spielbank erleben, im Rahmen diverser Spielautomaten. Zur Einstimmung sind dabei die Spiele bei einer der unter angegebenen Adressen zu empfehlen, um ein Gefühl dafür zu bekommen, was einem dann in der Spielbank erwartet.

Eine kleine Stadt ganz groß


Wie schon im 16. Jahrhundert ist Wittenberg auch heute noch eine sehr überblickbare, kleine Stadt. Dies macht sie ideal, um sie zu Fuß zu erkunden. Als Ausgangspunkt für einen Rundgang ist Lutherhaus im Zentrum von Wittenberg geradezu ideal. Dort gibt es sehr viel über Martin Luther und seinen Werdegang zu erfahren. Die im Original erhaltene Kanzel aus der Wittenberger Stadtkirche ist besonders sehenswert, ebenso wie die Tafel mit den zehn Geboten von Lucas Cranach und eine Mönchskutte, die wiederum Martin Luther getragen hatte.

Vom Lutherhaus aus führt der Weg beispielsweise zur bereits erwähnten Schlosskirche. Deren Tür ist jener Ort, an dem sich Luther der Legende nach am 31. Oktober 1517 mit seinen Thesen verewigte. Heute ist diese Tür in einer Nachbildung zu besichtigen, die schon seit 1858 besteht. Das Original fiel leider der Zerstörung im Siebenjährigen Krieg zum Opfer. Seit dem Jahrestag der Reformation im Oktober 2021 gibt es zur Schlosskirche in Wittenberg sogar einen virtuellen Rundgang, der auf den Resultaten aufwändiger Recherchen von Historikern und Theologen basiert. Schon seit mehr als 25 Jahren zählt die Kirche zudem zum Weltkulturerbe der UNESCO.

Die Stadtkirche St. Marien ist ein weiterer wichtiger Punkt, wenn man das Wirken des Martin Luther in Wittenberg betrachtet. Ab dem Jahr 1514 war diese Kirche nämlich abgesehen von Luthers akademischen Tätigkeiten eine wichtige Wirkungsstätte. Sie ist das älteste Gebäude der Stadt und war jene Kirche, in der erstmals eine Heilige Messe auf Deutsch abgehalten wurde. Was heute, mehr als 500 Jahre später, fast schon selbstverständlich erscheint, war damals speziell und neu.

Mehr als „nur“ Lutherstadt


Doch nicht nur jene Gebäude, die im direkten Zusammenhang mit Wittenbergs berühmtester Persönlichkeit stehen, sind sehr sehenswert. Als eines der schönsten bürgerlichen Häuser in der Stadt Wittenberg gilt das Wohnhaus von Philipp Melanchthon. Das markante Gebäude wurde auf Geheiß damaligen Kurfürsten Johann Friedrich gebaut, um Melanchthon und seine Gäste zu beherbergen, bei denen es sich zumeist um Studenten der Theologie handelte.

Philipp Melanchthon war einer der wichtigsten Weggefährten von Martin Luther. Wie Luther war auch er ein Theologe. Immer wieder war es die Aufgabe Melanchthons, Luthers Positionen im Reichstag oder bei Gesprächen zu religiösen Angelegenheiten zu vertreten. Schon der preußische Staat erkannte im späten 19. Jahrhundert den nicht unerheblichen Stellenwert Melanchthons. Heute sind in seinem Wohnhaus mehr als 400 verschiedene Darstellungen ausgestellt, die dokumentieren, wie der Universalgelehrte Melanchthon zu seiner Zeit lebte und wirkte.

Eine weitere schillernde Persönlichkeit in der Stadt Wittenberg war zu seiner Zeit Lucas Cranach der Ältere. Zur selben Zeit, zu der Luther in Wittenberg wirkte, war Cranach ein bedeutender Maler und Grafiker. Er bewegte sich zudem im Bereich des Buchdruckes, einem Handwerk, das damals noch ganz neu war und erst etwas mehr als 50 Jahre zuvor in Mainz von Johannes Gutenberg erfunden worden war. Die Wirkungsstätte von Cranach ist heute ebenfalls noch zugänglich und dient heute als Galerieladen, Gästewohnung oder Ausstellungsraum.

Auf dem Marktplatz in der Vergangenheit schwelgen


Wer zwei der wichtigsten Persönlichkeiten der Wittenberger Vergangenheit auf einmal erleben möchte, begibt sich am besten auf den Marktplatz. Dort findet man nämlich Bronzeskulpturen von Martin Luther und von Philipp Melanchthon. Und womöglich macht einen der Rundgang durch eine der geschichtsträchtigsten Städte Deutschlands auch hungrig. Dann lädt ebenfalls am Marktplatz der „Wittenberger Hof“ zum Essen. Dort gibt es Gerichte wie zu Luthers großer Zeit in Wittenberg. Überliefert ist, dass seine Leibspeise gebratener Hering mit Erbsen gewesen sein – und dazu ein selbstgebrautes Bier.

Der Marktplatz selber ist eine recht großzügig bemessene Fläche, die mit Kopfsteinpflaster bedeckt ist. Er ist zusammen mit der Stadtkirche St. Marien ein sehr oft umgesetztes Fotomotiv. Im Sommer findet am zweiten Wochenende im Juni jeweils Luthers Hochzeit statt, ein wahres Stadtfest. Im Dezember ist der Marktplatz in Wittenberg der Veranstaltungsort für den Weihnachtsmarkt. Das ganze Jahr über findet am Samstag ein Wochenmarkt statt. Obst und Gemüse gibt es auf dem Wittenberger Marktplatz sogar jeden Tag zu kaufen. Der Marktplatz lädt überdies aber auch einfach zum Verweilen ein, mit seinen Sitzbänken, die einen schönen Blick auf die Denkmäler der berühmten Söhne der Stadt sowie auf das Rathaus bieten.

Sachsen-Anhalts weitere Lutherstädte


Als Lutherstadt wird Wittenberg offiziell erst seit 1938 geführt. Die Idee dazu war allerdings schon einige Jahre älter und geht wohl auf das Jahr 1922 zurück. Dies soll hingegen nicht darüber hinwegtäuschen, dass Martin Luther auch an anderen Orten in Sachsen-Anhalt seine Spuren hinterlassen hat. Das Licht der Welt erblickte Martin Luther 1843 in Eisleben, ebenfalls in Sachsen-Anhalt. Am selben Ort verstarb er auch, 1546 im Alter von 62 Jahren. Eisleben führt den Beinamen „Lutherstadt“ seit dem Jahr 1946, genau 400 Jahre nach dem Tod Martin Luthers.

Die dritte Lutherstadt ist der Ortsteil Mansfeld-Lutherstadt, ebenfalls in Sachsen-Anhalt. Darüber hinaus gibt es über die Grenzen des Bundeslandes hinaus seit 1993 einen Bund der Lutherstädte. Dazu zählen unter anderem auch Augsburg, Speyer oder Worms – alles Städte, die weit weg von Wittenberg liegen, aber in denen Martin Luther in seinem Leben ebenfalls seine Wirkung entfacht hat. Die Reformation, die auf ihn zurückgeht, hat schließlich im gesamten deutschsprachigen Raum ihre Spuren hinterlassen.