Die größten Räuber der Meere
Quallen spielen eine bisher weit unterschätzte Rolle

25.05.2000 10:37
Quallen sind viel mehr als nur eklige Klumpen aus Gift und Gallert. Sie sind geniale Jäger. Das berichten amerikanische Forscher in der Juni-Ausgabe NATIONAL GEOGRAPHIC DEUTSCHLAND (2000).
Quallen sind in manchen Meeresteilen als Krillfresser direkte Konkurrenten von Walen, Lachsen und Kabeljau.
Mit effizienten Jagdstrategien verfolgen sie ihre Opfer. Weil Quallen von der Klimaerwärmung und dem Eintrag von Düngemitteln in die Meere profitieren, kommt es immer häufiger zu Massenvermehrungen. Der
giftige Glibber hat einen wachsenden Einfluss auf Fischfang und Tourismus.

"Quallen sind allgegenwärtig und fressen ununterbrochen", weiß die amerikanische Ökologin Jenny Purcell. Sie dezimieren entweder direkt die Fischbrut vieler Arten oder vertilgen deren Nahrung, das Plankton. Quallen unterbrechen damit eine weit reichende
Nahrungskette. Denn was die unersättlichen Räuber wegfressen, wäre sonst Nahrung für Fische, die auch auf dem Speisezettel des Menschen stehen, wie zum Beispiel Kabeljau.

Der Mensch ist mit schuldig an der Zunahme der Quallen: Die Gallertwesen vermehren sich unter anderem so stark, weil immer mehr Düngemittel und Abwässer in den Meeren das Wachstum des Planktons fördern, von dem sich die Quallen ernähren.

Ihren eigenen Feinden - dazu gehören vor allem Fische und Seeschildkröten - entziehen sich einige Quallenarten durch spektakuläre Tricks: Geraten sie in Bedrängnis, so werfen sie ihre
Tentakel in einem glitzernden Schauer ab wie Eidechsen ihren Schwanz, wenn sie von einem Vogel verfolgt werden. Die blitzenden Tentakel
verwirren den Räuber, die Qualle taucht ab.
Quallen könnten, so NATIONAL GEOGRAPHIC, zu einem wachsenden Problem für die Ökologie der Meere werden. Andererseits sind sie eine
wissenschaftlich lange vernachlässigte Tiergruppe - giftige Grazien mit erstaunlichen Fähigkeiten, die erst neuerdings erforscht werden.

Faszinierende Photos des weltberühmten Unterwasserspezialisten David Doubilet sind unter www.nationalgeographic.de zu sehen.

ots Originaltext: National Geographic Deutschland

Quelle: news aktuell GmbH / Barbara Mieg
Leitung Public Relations
National Geographic Deutschland
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