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Rauschende Eröffnung:
KunstFestSpiele Herrenhausen „Entfesselte Welten“ 27. Mai bis 19. Juni 2011, Herrenhäuser Gärten, Hannover

03.06.2011 09:43
Westwood meets Händel

2. KunstFestSpiele Herrenhausen starten erfolgreich

HANNOVER. Mit Standing Ovations eröffneten am vergangenen Wochenende (27.-29. Mai) die 2. KunstFestSpiele Herrenhausen in Niedersachsens Landeshauptstadt erfolgreich mit dem Semele Walk, einem Projekt von Ludger Engels (Regie und Konzept) und mit Kostümen der britischen Mode-Ikone Vivienne Westwood. Händels Oratorium begeisterte das Publikum an zwei ausverkauften Abenden. Unter der musikalischen Leitung des schwedischen Dirigenten Olof Boman wirkten Armin Gramer (Countertenor) und Aleksandra Zamojska (Sopran) als Solisten und gestalteten das in Westwood-Kostümen eingekleidete Solistenensemble Kaleidoskop (Berlin) sowie der Norddeutsche Figuralchor unter der Leitung von Jörg Straube den musikalischen Part. In seiner Festrede am Samstag Abend ging der renommierte britische Soziologe und Exberater Tony Blairs, Prof. Lord Anthony Giddens der Frage nach, wie viel „Entfesslung eine Gesellschaft braucht, um sich zu definieren und wann diese selbst zur Bedrohung der individuellen Freiheit wird“. Vivienne Westwood plädierte in ihrem Videobeitrag zum Festival für das kulturelle Engagement „as an antidot to all our problems. Culture is about understanding the world.“ Abgeschlossen wurde der Festakt durch Matthias Kauls Komposition und Aufführung von „Hendrix für elektrifizierte Pauken“.

Am Samstag gab das Ensemble ascolta mit dem Abend Un Chien Andalou den Auftakt der Filmkonzerte. Das Stuttgarter Ensemble versah hochamüsante, surrealistische Filme mit neuen Kompositionen. Jan Müller-Wieland und Roger Willemsen setzten die Eröffnung mit dem Melodram Der Knacks am Sonntag fort. Beschlossen haben das Eröffnungswochenende Lucia Ronchettis Lezioni di Tenebra mit Daniel Gloger und Katia Guedes in den Solopartien. Zudem wurden die Klang-, Kunst- und Videoinstallationen von Georg Nussbaumer, Rüdiger Schöttle und Brygida Ochaim eröffnet. Rund 2.300 Besucher sahen am Eröffnungswochenende die vielfältigen Aufführungen und Präsentationen in den barocken Gärten.

„Entfesselte Welten“ lautet das diesjährige Motto, mit dem sich vom 27. Mai bis 19. Juni in insgesamt 26 Veranstaltungen prominente Künstler aus 17 Nationen, auseinandersetzen. Inmitten von Europas größter barocker Parkanlage – den Herrenhäuser Gärten – zeigen sie grenzüberschreitende Begegnungen zwischen Musik, Theater, Performance und der bildenden Kunst.


Mit den KunstFestSpielen Herrenhausen knüpft Hannover an die Tradition des Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibnitz an, der die barocken Gartenanlagen in Herrenhausen als „Theater der Natur“ zu nutzen gedachte. In der nächsten Woche feiert Hannover die Grundsteinlegung zum Wiederaufbau des Welfenschlosses, das nach der Fertigstellung eines der größten Wissenschaftszentren in Europa werden soll und das Historische Museum der Landeshauptstadt beherbergen wird. „In Herrenhausen geht es um die Perspektiven und um Zukunft. Und dafür braucht man Kultur,“ konstatierte Oberbürgermeister Stephan Weil in seiner Begrüßung der zweiten Auflage der KunstFestSpiele Herrenhausen unter der Intendanz von Elisabeth Schweeger.


Vorschau kommende Termine der 2. KunstFestSpiele
Am 11. Juni gibt die französische, weltweit gefeierte Sopranistin Patricia Petibon deutschlandweit ihr einziges Konzert unter dem Titel ihrer gleichnamigen Barock-CD Rosso, das von arte TV aufgezeichnet wird. Auf dem Programm stehen eigenwillige Interpretationen berühmter Arien aus den Barockopern Händels alternierend mit Werken neapolitanischer Meister wie Antonio Scarlatti, Antonio Vivaldi und Alessandro Stradella. Mit dem Venice Baroque Orchestra begleitet sie eines der hochkarätigsten und weltweit agierenden Ensembles für Historische Aufführungspraxis. Weitere Höhepunkte sind das Konzert mit Il Giardino Armonico Tilge, Höchster, meine Sünden (9. Juni), das musiktheatralische Projekt De Gehangenen (5. Juni) des Flamen Josse de Pauw sowie das Musiktheaterprojekt Rheingold von David Marton (14. und 15. Juni). Auch schon jetzt sei hingewiesen auf Heiner Goebbels Musiktheater Max Black mit dem französischen Schauspieler André Wilms und den Sommernachtstraum mit Klaus Maria Brandauer und dem GrauSchumacher Piano Duo am letzten Wochenende der 2. KunstFestSpiele Herrenhausen.

Mit den Herrenhäuser Dialogen knüpfen die KunstFestSpiele Herrenhausen an die Rede von Lord Giddens an. Am 4. Juni findet das Podium statt mit der Schriftstellerin Juli Zeh, dem Wirtschaftsethiker Ulrich Thielemann und dem ehemaligen Umweltforscher und Atomkraft-Manager, Klaus Traube, der vom Befürworter zum Gegner der Atomkraft wurde. Ebenso werden am kommenden Wochenende die Werkstattergebnisse der „Akademie der Spiele“ im „Pavillon der Sinne“ präsentiert, die an die Idee von Leibnitz anknüpft und welcher der Gedanke zugrunde liegt, dass dem Staunen und Wundern eine produktive Kraft innewohnt. Der führende Flötist und Komponist für Installationen und Musiktheaterstücke Dietmar Wiesner, die viel beachtete Schlagzeugerin Robyn Schulkowsky und der Künstler Benjamin Bergmann geben in diesem Jahr Jugendlichen die Möglichkeit, eine Woche lang im Rahmen von Workshops mit international renommierten Künstlern und Künstlerinnen zu verbringen.

Am 3. Juni zeigt das Festival Fritz Langs Stummfilm Metropolis in der restaurierten Fassung der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung von 2010, die auf der Berlinale ihre umjubelte Premiere feierte. Das Ensemble Modern, spielt live die Filmmusik des argentinischen Komponisten Martin Matalon aus dem Jahre 1995, eine äußerst farbige, die Nähe zum Jazz nicht verleugnende Musik. Metropolis ist der erste Film überhaupt, der ins Weltkulturerbe der UNESCO aufgenommen wurde.
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