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Stadt Bottrop
Klassik trifft Industrie(landschaft)

14.06.2010 14:41
Premiere der Oper "Aida" im Amphitheater der Halde Haniel

Während seiner "Local-Heroes"-Woche im Rahmen von "Ruhr.2010" wartet Bottrop mit der Neuinszenierung der Oper „Aida“, der wohl populärste Oper von Giuseppe Verdi, auf. Der außergewöhnliche Spielort ist das Amphitheater auf der Halde Haniel. In der Open-Air-Atmosphäre verbindet sich opulente Musik mit schönen Stimmen, einer kargen Mondlandschaft und vielen industriellen Anklängen in Kulisse und Kostümen zu einer einzigartigen Mischung. Der Premiere am Sonntag (13. Juni) folgen noch vier Aufführungen bis zum kommenden Sonntag.

Ziel von Kulturamtsleiter Dieter Wollek in der Realisierung des Bottroper Hauptbeitrages zum Kulturhauptstadtjahr war die Umsetzung einer Oper mit möglichst vielen musikalischen Kräfte aus der Stadt oder dem Ruhrgebiet. Und dies ist gelungen - sowohl bei den tragenden Rollen der "Aida", die von der Bottroperin Elisabeth Otzisk gesungen wird, dem "Amonasro" (interpretiert von James Tolksdorf) und der Oberpriesterin (die junge Bottroperin Christina Meuers), als auch beim Projektchor der Arbeitsgemeinschaft Bottroper Chöre, den Bottroper Symphonikern, den Balletteleven von Ulla Schulte-Zurhausen und den Statisten, die Schüler des Bottroper Heinrich-Heine-Gymnasiums stellen. Gesangsprofis und ehrenamtliche Kräfte bilden eine homogene Einheit, der seit über einem Jahr probende Chor wächst über sich hinaus.

Auch der junge Regisseur Thomas Grandoch ist ein gebürtiger Bottroper, der in seiner Heimatstadt die ersten Inszenierungen übernommen hat, und der derzeit in Berlin künstlerisch aktiv ist. Die Chance der nun ersten großen Inszenierung hat Grandoch weidlich genutzt, zeigten sich Kritiker und die 1.000 Zuschauer nach der Premiere einhellig überzeugt. Grandochs Inszenierung spielt nicht in Ägypten, sondern siedelt die unglückliche Geschichte einer hoffnungslosen Liebe in einer apokalyptischen Aera eines Industriezeitalters an. Die mit vielen Hochrufen gefeierte Ausstattung (Kostüm- und Maskenbild Jose Eduardo Luna, unterstützt von Schülerinnen des Berufskollegs Bottrop) und Regieeinfälle ("Radames" - Ernesto Grisales - erscheint beim Triumpheinmarsch nicht auf dem Streitwagen, sondern wird auf der Vorderpartie eines tonnenschweren Muldenkippers vorgefahren) unterstreichen die Assoziationen zu Industrie und speziell dem Bergbau.

In den Gesangsparts glänzen neben Otzisk und Grisales, der den Radames auch schon u.a. in Verona gegeben hat, Maria Ferencik als "Amneris", Kristof Klorek als "Ramfis", Bart Driessen als König und Ingmar Klusmann als Bote. Der Bottroper Chordirektor Ludger J. Köller hat die "ehrenamtlichen" Sänger zu einer bemerkenswerten Reife und Geschlossenheit geführt. Dirigent Joachim Mayer-Ullmann leitet ein bestens aufgelegtes Orchester.

In den weiteren vier, auch bereits seit zwei Monaten ausverkauften Aufführungen wartet auf die Zuschauer kein klassisches Bühnenbild: Thomas Grandoch hat ein Segment des Amphitheaters mit einer rostigen Wasserrutsche, umrahmt von riesigen Werkzeugteilen und anderen Industriegerätschaften, hin zu einem drehbarer Steg ausgestattet. Die "Aida" in neuen Kleidern und in einem neuen Gepräge, aber sonst ganz klassisch in voller Länge und in italienischer Originalsprache, wobei ein Erzähler (Jürgen Kluckert) vor jedem der vier Akte einen Einblick in den folgenden Handlungsstrang der Oper gibt. Regisseur Thomas Grandoch ist fasziniert von der spannungsgeladenen Handlung der Oper: „Vor allem die archaische Thematik, die geprägt ist von Liebe, Hass, Krieg und Entzweiung werden in unserer heutigen Gesellschaft kaum noch angesprochen. Aber als Regisseur kann man diese noch ausdrücken und beim Zuschauer Emotionen hervorrufen.“

Randi Diesterbeck, die eine Sklavin in der Oper verkörpert, ist begeistert, dass sie mit professionellen Musikern zusammenarbeiten kann. „Es ist ein wahnsinniges Gefühl, ein Teil von diesem Ganzen zu sein.“ Sie gehört dem Projektchor an, der nur für diese Opern-Inszenierung gegründet wurde. „Wir sind in der Vorbereitung oft an unsere Grenzen geführt worden, doch wir haben die Anforderungen bisher meistern können.“

Die Besucherinnen Helga Walter und Christel Berger sind begeistert von der Premieren-Vorstellung. „Die Einfälle des Regisseurs sind sehr beeindruckend und anders, als man eine gewöhnliche Aida-Inszenierung kennt. Die Kostüme sind eindrucksvoll und aufwändig“, beschreibt Helga Walter ihren Eindruck. „Die jungen Balletttänzerinnen in der Triumphszene sind eine Augenweide!.“
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