01.03.2007 16:38München (ots) -
Erste internationale Untersuchung vom World Economic Forum und Booz Allen Hamilton zum Standortfaktor Reise- und Tourismusindustrie / Schweiz, Österreich und Deutschland Top 3
unter 124 untersuchten Nationen / Reise- und Touristiksektor
wesentlicher Treiber von wirtschaftlichem und sozialem Wohlstand /
Potenzial der Branche wird nicht konsequent genutzt / Indien unter
aufstrebenden Entwicklungsländern höchste Wettbewerbsfähigkeit
Im zunehmenden internationalen Standortwettbewerb im Tourismus-
und Reisemarkt liegen Schweiz, Österreich und Deutschland an der
Spitze. Das ist das Ergebnis des erstmals vom World Economic Forum in
Zusammenarbeit mit der internationalen Strategie- und
Technologieberatung Booz Allen Hamilton und weiteren renommierten
Partnern erstellten Travel & Tourism Competiveness Reports (TTCR).
Danach sind in den drei genannten Ländern die wesentlichen
Rahmenbedingungen am Besten entwickelt. Insgesamt wurden weltweit 124
Staaten unter Zuhilfenahme von 52 Variablen untersucht. Diese
berücksichtigten u.a. gesetzliche Regulierungen, Sicherheit und
Gesundheit, Infrastruktur, das lokale Preisniveau sowie Umwelt- und
kulturelle Aspekte. Daten internationaler Reise- und
Tourismus-Organisationen ergänzten diese Variablen ebenso wie die
Einschätzungen versierter Branchenexperten. Umfragewerten aus dem vom
Forum regelmäßig erhobenen "Executive Opinion Survey"
vervollständigten die Analyse. Das Forum baut so eine Plattform für
den Informationsaustausch zwischen den internationalen Stakeholdern
der Reise- und Tourismusindustrie auf: "Unser Travel & Tourism Index
ist ein wichtiger Meilenstein, damit eine starke und nachhaltige
Tourismusindustrie effektiv zur internationalen
Wirtschaftsentwicklung beitragen kann", sagt Klaus Schwab, Gründer
und Vorsitzender des World Economic Forums.
Unterschiedliche Wettbewerbsfaktoren für Industrienationen und
Entwicklungsländer
Infolge fortschrittlicher Infrastruktur, gesicherter gesetzlicher
Rahmenbedingungen sowie eines hohen Ausbildungsstandards schneiden
Industrienationen im Ranking generell besser ab. In der Top-20-Liste
der insgesamt 124 Länder des TTCR sind mit insgesamt 13 Ländern die
Europäer stark vertreten. Neben der Schweiz (1), Österreich (2) und
Deutschland (3) sind Luxemburg (Platz 9), Großbritannien (Platz 10),
Dänemark (Platz 11), Frankreich (Platz 12), und Spanien (Platz 15) in
der Spitzengruppe. Italien kann zwar durch viele kulturelle Stätten
punkten, landet aber u.a. wegen einer geringen Nachhaltigkeit im
Tourismus, relativ niedrigen Sicherheitsstandards und dem
mittlerweile gegenüber anderen attraktiven Reisedestinationen hohen
Preisniveau auf Platz 33. Wesentliche Hebel für Industrienationen, um
ihre Wettbewerbsfähigkeit zu optimieren: verstärkte Deregulierung,
Liberalisierung und umweltverträglicher Tourismus.
Ein weiteres Ergebnis: Der Reise- und Tourismus-Sektor ist ein
wesentlicher Wohlstandstreiber für aufstrebende Schwellenländer wie
Tunesien (Platz 34), Jordanien (Platz 46) oder Ägypten (Platz 58)
sowie Entwicklungsländer wie Indien (Platz 65). Diese Nationen können
durch Investitionen in ihre Infrastruktur und eine grundlegend
förderliche Gesetzgebung maßgeblich ihre Wettbewerbsfähigkeit im
Reise- und Touristiksektor steigern.
Spitzenplätze für Deutschland, Österreich und die Schweiz
Aufgrund einer hervorragenden Anbindung an internationale
Touristikströme, einer der weltweit fortschrittlichsten Straßen- und
Schieneninfrastruktur sowie nachhaltiger Umweltregelungen und hohen
Sicherheitsstandards befindet sich Deutschland in der Top-Gruppe.
Laut UNWTO (World Tourism Organization) zählt die Bundesrepublik mit
über 20 Mio. internationalen Besuchern zu den zehn beliebtesten
Reisezielen weltweit - mit weiter steigenden Einnahmen durch
ausländische Touristen allein von mehr als 25% innerhalb der letzten
drei Jahre. Dabei ist das Land im Zentrum Europas insbesondere
attraktiv für Geschäftsreisende. So finden in keinem anderen
EU-Mitgliedsstaat mehr Kongresse und Tagungen statt. Mit zehn Mio.
Besuchern im Jahr ist er zudem der bedeutendste Messestandort der
Welt, wobei 53% der Aussteller aus dem Ausland kommen. Laut dem
deutschen Tourismusverband liegt der Anteil der Hotelübernachtungen,
die aus Kongressen und Tagungen resultieren, in Deutschland bei ca.
36%, d.h. jeder dritte Hotelgast ist damit ein Tagungs- und Kongressteilnehmer.
Indes sind die deutschen Entscheidungsträger gefordert, den Wettbewerbsvorteil ihres Landes weiter zu forcieren. "Deutschland hat
das Potenzial der Reise- und Touristikbranche noch nicht vollständig
ausgeschöpft", sagt Dr. Jürgen Ringbeck, Transport-Experte und
Geschäftsführer bei Booz Allen Hamilton. Während für die Schweiz und
Österreich der Tourismus einen wesentlichen Wirtschaftsfaktor darstellt - mit ca. 6,2% bzw. 6,1% trägt die Branche zu deren
Brutto-Inlandsprodukt bei - liegt Deutschland mit einem Anteil von 2,6% weit darunter.
Im Vergleich zur Schweiz und Österreich weist der TTCR darauf hin,
dass dem Reise- und Touristiksektor in Deutschland weniger Bedeutung
zukommt. Insbesondere in der Wertung "Prioritization of Travel &
Tourism Strategies" schneidet Deutschland mit Platz 56 im Vergleich
zur Schweiz (Platz 8) und Österreich (Platz 14) relativ schwach ab.
Tourismusfachleute könnten sich hier von Kollegen in der Schweiz und
Österreich inspirieren lassen. "Neben traditionellen Faktoren
ermöglicht nur eine breitere Strategie langfristiges Wachstum, wie
z.B. der 'Qualitätstourismus'. Dieser kombiniert die Ansprüche an
Kultur, Gesundheitsbewusstsein und Nachhaltigkeit innovativ", so
Ringbeck weiter.
Liberalisierung und Privatisierung als Wachstumsmotor
Das gute Abschneiden der europäischen Industrienationen im TTCR -
insbesondere Deutschlands - ist vor allem auch auf die
Liberalisierung des Luftverkehrs zurückzuführen. Diese hat maßgeblich
zur Verbesserung ihrer internationalen Wettbewerbsfähigkeit im Reise-
und Touristiksektor beigetragen. Infolge der grenzüberschreitenden
Marktöffnung und dem dadurch ermöglichten Eintritt der Billigflieger
sind etwa die durchschnittlichen Flugpreise innerhalb der letzten 5
Jahre um bis zu 18% gesunken. Dies stimulierte das gesamteuropäische
Verkehrsaufkommen über das marktübliche Wachstum hinaus um
zusätzliche 13% bzw. 82 Mio. Passagiere. Des Weiteren wurde durch
Liberalisierung und Privatisierung der Touristiksektor für
europäische Länder bedeutend effizienter. Potenziale sind
insbesondere bei der weiteren Privatisierung und Konsolidierung von
Fluggesellschaften und Flughafenbetreibern zu heben.
Reise- und Tourismusbranche als Wirtschaftsfaktor für
Entwicklungs- und Schwellenländer
Ein weiteres Studienergebnis: ein überproportionales Wachstum der
Reise- und Tourismus-Branche in noch wenig entwickelten Ländern.
Diese nutzen verstärkt den Tourismus als Wachstumstreiber für die
gesamte Wirtschaft. Markantestes Beispiel für die positiven wirtschaftlichen Effekte einer wachsenden Reise- und Tourismusindustrie ist Indien. Der Subkontinent weist in der Gruppe
der Entwicklungsländer mit Platz 65 die höchste Wettbewerbsfähigkeit
auf. Bei der Verkehrs-Infrastruktur, der internationalen Anbindung an
das Luftverkehrsnetz und in puncto Sicherheit liegt Indien teilweise über den Platzierungen anderer Schwellenländer im TTCR. Um dem
künftigen Wachstum insbesondere im Luftverkehr gerecht zu werden,
denkt die indische Regierung über eine Modernisierung ihrer Flugsicherung und Privatisierung sowie den Ausbau der größten
internationalen Flughäfen nach. Darüber hinaus gibt es ehrgeizige Pläne zur massiven Erweiterung des Straßen- und Schienennetzes.
Partner der Studie präsentieren die Ergebnisse auf der ITB
Zu den Partnern des World Economic Forums bei der Erstellung des TTCR gehören neben Booz Allen Hamilton die internationale
Organisation der Luftfahrtgesellschaften IATA, die World Tourism Organisation UNWTO, das World Travel Tourism Council (WTTC) sowie
Partner aus der Industrie wie Bombardier, Carlson Companies, Emirates Group, Qatar Airways, Royal Jordanian Airlines, Swiss International Airlines und Visa International.
Auf der ITB in Berlin, der weltweit führenden Messe für Tourismus-Wirtschaft, werden die Studienergebnisse von den Partnern
im Detail vorgestellt. Am 8. März 2007 findet von 13:30-15:00 Uhr in Halle 15.2. ein Panel statt, bei dem anhand vergleichender
Länder-Analysen gezeigt wird, welche Faktoren die Wettbewerbsfähigkeit der Länder steigern und welche Business-Entscheidungen daraus abgeleitet werden sollten. Darüber
hinaus wird erläutert, welche Länder günstige Rahmenbedingungen für die Entwicklung des Tourismus geschaffen haben und bei welchen
Ländern noch Verbesserungsbedarf besteht. Nach der Veranstaltung stehen die Referenten für vertiefende Gespräche zur Verfügung.
Das Ranking
Ranking der Top-20
Travel & Tourism Competitiveness Index
Land Rang Score
Schweiz 1 5.66
Österreich 2 5.54
Deutschland 3 5.48
Island 4 5.45
USA 5 5.43
Hongkong 6 5.33
Kanada 7 5.31
Singapur 8 5.31
Luxemburg 9 5.31
Großbritannien 10 5.28
Dänemark 11 5.27
Frankreich 12 5.23
Australien 13 5.21
Neuseeland 14 5.20
Spanien 15 5.18
Finnland 16 5.16
Schweden 17 5.13
Vereinigte
Arab. Emirate 18 5.09
Niederlande 19 5.08
Zypern 20 5.07
Ranking der Top-10 Entwicklungs- und Schwellenländer
Travel & Tourism Competitiveness Index
Land Rang Score
Tunesien 34 4.76
Thailand 43 4.58
Jordanien 46 4.52
Jamaika 48 4.41
Dominikanische
Republik 50 4.35
Bulgarien 54 4.31
Marokko 57 4.27
Ägypten 58 4.24
Brasilien 59 4.20
Indonesien 60 4.20
Indien 65 4.14
Booz Allen Hamilton ist mit mehr als 18 000 Mitarbeitern und Büros
auf sechs Kontinenten die weltweit führende Strategie- und
Technologieberatung. Das Unternehmen befindet sich im Besitz seiner
rund 300 aktiven Partner. Sechs Büros sind im deutschsprachigen Raum:
Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, München, Wien und Zürich. Der Umsatz
beläuft sich weltweit auf 3,7 Mrd. US$, im deutschsprachigen Raum auf
205 Mio. Euro.
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Susanne Mathony
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