Blaues Wunder
Rund um die tiefblauen Fluten des Weissensees finden Biker filmreife Kulissen für Ihre Abenteuer - und erleben so manche Überraschung

24.07.2007 14:56
Sehnsüchtig schaue ich ins Tal und sehe den türkis leuchtenden Weissensee unter mir. Wie gerne würde ich jetzt meine schmerzenden Waden ins kühle Nass tauchen. Unser Ziel liegt allerdings ein paar hundert Höhenmeter weiter oben und ist nur mit erheblichen Kraftaufwand zu erreichen. Wir sind unterwegs in der "Naturarene Kärnten", einem touristischen Zusammenschluss der Gebiete Gailtal, Gitschtal, Lesachtal, Weissensee und Nassfeld tief im Süden Österreichs. Ganz gemütlich hat die Tour mit ein paar Kilometer Einrollen am See entlang begonne, gefolgt von einer Dampferfahrt. Nicht, weil wir zu faul zum Kurbeln waren - eine Fahrt übers Wasser sollte sich hier keiner entgehen lassen. Dabei kann man sich persönlich davon überzeugen, wie klar das Wasser des Weissensees ist. Unter den für ihre excellente Wasserqualität bekannten Kärntner Seen soll er gar der sauberste sein. Doch nicht nur dies lädt zum Baden ein: Trotz der Höhenlage - der Weissensee liegt auf 930 m Höhe - wird das Wasser als Folge der Klimagunst und der überdurchschnittlich vielen Sonnenstunden im Sommer angenehm warm.

Sanfter Tourismus, harte Anstiege
Kurz nach der Anlegestelle im Weißenbach geht es ans Eingemachte, denn der folgende, rund acht Kilometer lange Anstieg hat es in sich. Zwar ist der Weg gut ausgebaut, doch die pralle Mittagssonne knallt auf uns herunter. Kehre um Kehre quälen wir uns nach oben.

Ein paar Serpentinen noch, dann ist das Schlimmste geschafft. Die idyllische Techendorfer-Alm liegt vor uns und wir rollen die letzten paar hundert Meter zu unserem ersten Zwischenstopp. Laut unserem Plan sollte es von hier über einen Trail über den Bergrücken bergab gehen. Doch von einem Bergrücken ist weit und breit nichts zu sehen. "Und nun?" fragt Brigitte skeptisch. Nicht zum ersten Mal in unserem Biker-Leben müssen wir "Plan B" aus dem Rucksack ziehen. Wir entschließen uns, die Bikes die letzten Meter bis zum Gipfel zu schultern. Über wunderschöne Almwiesen stapfen wir bergauf - in der Hoffnung, bald den Trail zu finden.

Längst gefunden haben die Kärntner ihre Linie in Sachen Fremdenverkehr: Rund um den Weissensee hat man sich ganz dem sanften Tourismus verschrieben - Wachstum um jeden Preis oder auf Kosten der Umwelt sind zum Glück absolut verpönt. Davon zeugt nicht nur der saubere Weissensee. Auch Lärm, Autoabgase oder Touristenmassen sind auf allen unseren Touren kein Thema. Schön auch: Rund zwei Drittel des Seeufers sind unbebaut und ausgewiesene Natur- und Landschaftsschutzgebiete.

Ein gute halbe Stunde später erreichen wir den Gipfel, die herrliche Aussicht lässten den vergossenen Schweiß schnell vergessen. Kilometerweit erstrecken sich die bewaldeten Berge Kärntens, am Horizont erkennen wir die ersten felsigen Erhebungen der Julischen Alpen und erahnen die italienische Grenze im Süden und die slowenische im Südosten. Die tief stehende Sonne mahnt freilich zum Aufbruch. Wir verlassen dieses paradiesisch anmutende Fleckchen Erde und folgen dem schmalen Trail talwärts, schließlich wollen wir vor Einbruch der Dunkelheit unser Hotel erreichen. Die Abfahrt verlangt uns alles ab, Meter für Meter kämpfen wir uns über die oft feuchten Wurzeln, trotz höchster Konzentration steigen wir das ein oder andere mal unfreiwillig vom Bike. Mehr als einmal gar in hohem Bogen! Trotz der Stürze genießen wir die Fahrt durch den Wald und über die herrlichen Almen. Die letzten Sonnenstrahlen verwandeln das Türkis des Weissensees in eine fantastische Mischung als Rot- und Goldtönen.

Alles klar? Am Weissensee mit Sicherheit - er gilt als einer der saubersten Badeseen der Alpen. Unverbrauchte Natur für Geniesser gibt's hier in Massen.

Quelle: MountainBIKE 04/07

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