Radmitnahme in Fernzügen verbessern
Das Mögliche möglich machen

12.04.2005 18:00
Zum Fachgespräch der Koalitionsfraktionen über die Fahrradmitnahme im Fernverkehr der Bahnen erklären die zuständige Berichterstatterin der SPD-Bundestagsfraktion, Heidi Wright, und Winfried Hermann, Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen:

Unser Fachgespräch über die Fahrradmitnahme im Fernverkehr der Bahnen, das wir mit Experten aus den Bereichen Verkehr, Tourismus und Umwelt geführt haben, hat deutlich gemacht, dass es erhebliche ungenutzte Marktpotenziale für die Bahnen und insbesondere für die Deutsche Bahn AG (DB AG) im Fahrradtourismus gibt. Wir fordern die DB AG auf, diese Marktchancen zu ergreifen und die Möglichkeiten der Fahrradmitnahme im Fernverkehr deutlich zu verbessern.

Während sich die Mitnahmemöglichkeiten im Personennahverkehr der Bahnen insgesamt positiv entwickelt haben, sind die Angebote der Bahn im Personenfernverkehr in den letzten Jahren zurückgegangen. Diese negative Entwicklung im Fernverkehr steht im Widerspruch zu der stetig wachsenden Zahl von Menschen, die ihren Urlaub mit dem eigenen Fahrrad verbringen und zur Anreise die Bahn nutzen wollen.

Das Beispiel Frankreich zeigt, dass die Fahrradmitnahme auch im Hochgeschwindigkeitsverkehr möglich ist. Anders als im deutschen ICE besteht im franzoesischen TGV nämlich die Möglichkeit, in beschränktem Umfang Fahrräder zu befördern. Und auch der einzige deutsche Konkurrent der DB AG im Fernverkehr, die Connex-Gruppe, ermöglicht die Fahrradmitnahme in ihren Zügen. Ab 2006 wird dies in grösserem Umfang auch auf der Strecke zwischen Hamburg und Berlin/Brandenburg bei Connex möglich sein.

Wir appellieren daher an die DB AG, gemeinsam mit dem Bund und den Verbänden an Lösungen fuer eine Verbesserung der Mitnahmemöglichkeiten zu arbeiten. So ist denkbar, dass der ICE nicht generell für die Fahrradmitnahme geöffnet wird, sondern nur saisonal, zu bestimmten Zeiten und auf bestimmten Strecken. Hier sind intelligente Angebote für Fahrradtouristen gefragt. Die anstehende Generalsanierung der ICE-1-Generation sollte zum fahrradfreundlichen Umbau genutzt werden.

Kostengünstige technische Lösungen auch für die Umrüstung von ICE-Wagen für die Fahrradmitnahme, die zugleich den hohen Sicherheitsstandards entsprechen, wären nach Aussagen von Experten verfügbar. Wir plädieren für Mehrzweckabteile für Räder, Rollstühle/Kinderwagen und grosse Gepaeckstücke. Dies könnte bereits bei der anstehenden Erneuerung der ersten ICE-Generation geschehen. Das setzt allerdings voraus, dass die DB AG das Mögliche möglich macht.

Die Fraktionen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen stehen an der Seite der DB AG, wenn es darum geht, die Attraktivität des Schienenverkehrs auch fuer Fahrradtouristen zu erhöhen, erwarten aber auch, dass die Bahn beim Radtransport im Fernverkehr bessere Angebote macht und zum Beispiel den 'Billigfliegern' ein 'Umweltpaket' entgegensetzt.